Ich spreche als Mitarbeiterin des Frauennotrufs Trier.
Bitte achtet gut auf euch! (TRIGGERWARNUNG)
Ich könnte Euch nun kühle Zahlen und Erkenntnisse vortragen- so wie, jede 7. Frau erlebt Sexualisierte Gewalt in Form eines Verbrechens jede 3. Frau erlebt Belästigung; jede 2 Person im Arbeitsleben hat schon Sexualisierte Belästigung beobachtet oder erfahren; Jede 4. Frau ist von häuslicher Gewalt betroffen, Frauen erleben im Netz Sexualisierte Gewalt, sie werden in ihrer Persönlichkeit, wegen ihrer Körperform oder ihrer Art sich zu kleiden entwürdigt; ihnen wird im wahren Leben oder im Netz nachgestellt; unfreiwillig werden Bilder oder Filme veröffentlicht; jede 4. Frau ist von Altersarmut betroffen; Frauen verdienen 20 % weniger und müssen sich mehr Kümmern; in der Medizin werden ihre Körper zwar
behandelt, aber nicht in allen Bereichen erforscht; laut Hilfetelefon wurden im letzten Jahr 155 Frauen von Ihren (Ex-)Partnern getötet (Femizide).
Ich könnte kühle Zahlen nennen, nein, das tue ich nicht, vielmehr erzähle ich einfach mal von dem, was Frauen bewegt in die Beratung zu kommen nach Sexualisierter Gewalt:
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Angst
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Schreckliche Träume
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Mit den Gedanken abschweifen
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Drogen nutzen, um klar zu kommen
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Schwierigkeiten in den Partnerschaften, obwohl die bestehende Parntner:innen oft ganz liebevoll sind
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zu viel essen oder zu wenig essen
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die Wohnung kaum verlassen oder umherirren
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Sich selbst verletzen
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Ekel
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Schuld
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Gedanken darüber machen, das eigene Leben zu beenden, es zu versuchen oder gar zu tun
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Gefühl wertlos zu sein
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es schwierig finden mit eigenen Kindern umzugehen
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Kein Bock mehr auf Sex oder Berührung oder ständig Sex
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immer wieder neue Verbindungen mit immer neuen Täter:innen
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Leere fühlen oder ständige Traurigkeit
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Übelkeit
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Schmerzen
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Schwierigkeiten mit dem Unterleib oder der Blase...
Klingt nach Horror? Ist es auch. Aber wir als Mitarbeiterinnen einer Frauenberatungsstelle haben gelernt, richtig damit umzugehen, zu unterstützen und gemeinsam Lösungen zu suchen.
Manchmal sagen Frauen: „Durch Eure Beratung habe ich gelernt, mir selbst und dem Leben wieder zu trauen.“
Warum rede ich von diesen Dingen?
Sich rechten Strömungen anzuvertrauen, bedeutet an genau hier in Zukunft auf eine gut ausgebildete Begleitung von Betroffenen zu verzichten. Heißt Kürzungen oder Schließungen von Einrichtungen -wie dem Fraunnotruf- in Kauf zu nehmen.
Wir kennen uns gut aus und wissen, dass es einen deutlichen Zusammenhang gibt, zwischen alten Rollenbildern und Gewalt an Frauen, nichtbinären und queeren Personen. Wo Menschen bestimmte Lebensformen für weniger wichtig und wertvoll halten, da klopft auch die Gewalt mit Kalter Hand an die Tür. So möchte die AFD die Frauenrolle der 50 er Jahre zurück. Das klingt erst einmal gemütlich. Es duftet nach Vanillepudding zu Hause und der Tisch ist gedeckt. Doch trügt diese Gemütlichkeit, denn sie löst in vielen männlichen Personen ein Gefühl von Überlegenheit und Macht aus. Und Macht führt zu Gewalt und Missbrauch.
Weiterhin werden uns in der rechten Szene ständig Grenzen aufgezeigt und Vorgaben gemacht: Sei dies sei das....! Ich bin Frau und gerne und ich möchte völlig frei über meinen Lebensweg entscheiden.
Ein Wahlkreuz ganz rechts zu setzen und zu glauben, „mich wird es schon nicht treffen und ich koche ja gerne den Vanillepudding“, ist unüberlegt und sehr gefährlich, denn ohne es zu wissen, sind wir damit von Gewalt bedroht und übrigens auch von Armut im Alter!
„Jede Frau kann machen was sie will. Im Schnitt muss sie allerdings zwei Kinder bekommen. Das geht ohne Fulltime-Job leichter“, so der Berliner AfD- Abgeordnete Andreas Wild 2017.
Das sind gespaltene Aussagen. Mit dem Sprechen in Widersprüchen wollen sie unserer Denke beeinflussen und sich immer wieder rausreden.
Leiden eigentlich männliche Personen auch unter alten Rollen?
Kurz: JA
Altes Männerbild heißt:
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Nur 22% der Männer, aber 59% der Frauen nutzen regelmäßig V orsorgeangebote
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Alkoholkonsum
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riskantes Verhalten im Straßenverkehr
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Übergewicht
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Spielsucht
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Rauschmittelmissbrauch
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höhere Selbstmordraten - in Europa etwa dreimal so hoch wie bei Frauen
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über Gefühle sprechen und Hilfe suchen, fällt sau schwer
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Ausbeutung der eigenen Körper
Der Frauennotruf Trier wünscht sich aufgrund fachlicher Beschäftigung mit dem Thema Gewalt und Gleichberechtigung,
- dass Betroffene von Gewalt und Menschen in Krisen weiter auf eine gute Unterstützung bauen können,
- dass Menschen frei über ihr Leben ihre Körper und ihre Sexualität entscheiden können,
- dass wir alle Menschen auch benennen können, wenn wir sprechen und kein Mensch mehr nur „mitgemeint“ ist.
Der Frauennotruf Trier setzt sich mit aller Kraft dafür ein, dass Menschen gleich welcher Herkunft, welchen Geschlechts, Aussehens, gleich mit welcher Beeinträchtigung, welcher Bildung, Respekt erfahren und liebevoll wertschätzende Begegnungen endlich normal werden.
Team Frauennotruf fordert Menschen, die Hass, Wut und Verbitterung in sich fühlen, auf, sich endlich Hilfe zu holen, statt Parteien zu gründen, deren Weltbilder von Zersetzung, Abweisung und Herablassung geprägt sind!
"We all require and want respect, man or woman, black or white. It's our basic human right." Aritha Franklin